Alexander Osborn (1953)
Ziel
Die TeilnehmerInnen können die Osborn-Checkliste verwenden, um durch gezielte Fragen neue, kreative Ideen zu entwickeln.
Kontext
- Kreativitätstechniken
- Ideenfindung
Theoretischer Hintergrund
(basierend auf Alexander Osborn (1963): Applied Imagination. Principles and procedures of creative problem solving S. 286 – 287)
Um zu einer absolut genialen Idee zu kommen, hält es Osborn für hilfreich, zuerst eine möglichst hohe Anzahl verschiedener Ideen zu generieren. Um zu diesen Ideen zu kommen, präsentierte er als Zusammenfassung von vier Kapiteln seines Buches die folgende Fragensammlung, auch bekannt als ‚Osborn-Checkliste‘.
Mit jeder dieser Fragen soll der Fokus auf einen anderen Aspekt gelenkt werden. Man sollte daher bei jeder Frage einige Zeit verweilen und jeweils möglichst viele, darauf basierende Ideen, niederschreiben. Ähnlich wie beim Brainstorming sollen die Ideen dabei zunächst nicht bewertet werden.
Die Fragen / die Checkliste
Die Osborn-Checkliste besteht aus neun großen Fragen mit zahlreichen Zusatzfragen.
„Kann ich es anders verwenden? Gibt es neue Verwendungszwecke ohne es zu verändern? Gibt es neue Verwendungszwecke wenn es abgeändert wird?
Adaptieren? Was ist ähnlich? Welche andere Idee legt es nahe? Gibt es Parallelen aus der Vergangenheit? Was kann ich kopieren? Wen kann ich nachahmen?
Verändern? Wie kann ich ihm eine neue Wendung geben?Kann ich die Bedeutung, die Farbe, die Bewegung, das Geräusch, den Geruch, die Form oder den Umriss verändern?Was für andere Veränderungsmöglichkeiten gibt es?
Vergrößern? Was kann ich hinzufügen?Mehr Zeit?Höhere Frequenz?Stärker?Höher?Länger?Dicker?Mehr Mehrwert?Zusätzliche Zutaten?Duplizieren?Multiplizieren?Übertreiben?
Verkleinern? Was kann ich abziehen?Kleiner?Dichter?Miniatur?Niedriger?Leichter?Weglassen?Straffen?Aufteilen?Unterbewerten?
Ersetzen? Wer stattdessen?Was stattdessen?Andere Zutaten?Anderes Material? Anderer Prozess? Anderer Antrieb? Anderer Ort? Anderer Zugang? Andere Stimmlage?
Neu anordnen? EinzelneKomponenten austauschen? Ein anderes Muster? Anders Layout? Andere Reihenfolge? Ursache und Wirkung vertauschen? Die Geschwindigkeit verändern? Anderer Ablauf?
Gegenteil? Positiv und Negativ vertauschen? Wie sieht es mit Gegenteilen aus? Rückwärts drehen? Auf den Kopf stellen? Rollen vertauschen? Schuhe tauschen? Den Tisch drehen? Die andere Wange hinhalten?
Verbinden? Wie wäre es mit einer Mischung, einer Legierung, ein Assortiment, ein Ensemble? Einzelne Einheiten kombinieren? Verschiedene Zwecke kombinieren? Reize kombinieren? Ideen kombinieren?“
[Osborne 1963, S. 286 – 287, Übersetzt aus dem Englischen]
Praktische Umsetzung
Wird diese Kreativitätstechnik in einem Seminar vorgestellt, so kann die Macht, die in dieser Fragensammlung steckt, am Besten durch ein direktes Anwenden auf ein konkretes Problem dargestellt werden.
Hat die Gruppe nicht von sich aus eines oder mehrere Probleme, für deren Lösung sie frische Ideen benötigen, so kann zum Beispiel eine beliebige konstruktive Übung (Bau einer Kugelbahn, Turmbau, …) als Ausgangspunkt dienen.
Die Theorie selbst wird am Besten im Frontalvortrag kurz erläutert. Anschließend sollen die TeilnehmerInnen anhand der Checkliste / des Fragenkatalogs möglichst viele Ideen generieren. Dabei ist es sehr hilfreich, den TeilnehmerInnen die Fragen in irgendeiner Form (z.B. als Handout) in die Hand zu geben.
Kommentar
Die Osborne-Checkliste kann sowohl zur Steigerung der Kreativität einer Einzelperson als auch einer Gruppe genutzt werden. Ebenso können einzelne Fragen auch zur Unterstützung in einem Brainstormingprozess vom Moderator / von der Moderatorin eingeworfen werden.
Wie bei jeder Theorie, die ihren Ursprung im Englischen hat, gibt es zahlreiche verschiedene Übersetzungen. Wir haben versucht, eine, aus unserer Sicht, sinnvolle und nützliche Variante zu verwenden. Wenn du Verbesserungsvorschläge hast, poste dies bitte im Kommentar.
Da es sich bei der Checkliste nur um eine Zusammenfassung handelt, zahlt es sich aus – auch wenn es nicht notwendig ist – die vier Kapitel seines Buches zu lesen, bevor man die Liste referiert. Insbesondere die darin enthaltenen Beispiele zu den Detailfragen können sehr hilfreich sein den Vortrag mit Leben zu befüllen.
Richtiger Zeitpunkt/Voraussetzungen
Es gibt keine besonderen Voraussetzungen für diese Methode.
Querverweise
- Brainstorming
- SCAMPER
- Morphologischer Kasten
- Kopfstandtechnik
- Methode 6 – 3 – 5
- Mind Mapping
- Walt-Disney-Methode
- Six Thinking Hats
Arbeitsmaterial
Handout zur Osborn-Checkliste als pdf
Weiterführende Literatur
Das Original von Osborn gibt es in zahlreichen Auflagen, wir verwendeten eine Auflage von 1963, die neueste ist von 2011:
Alexander Osborn (1963): „Applied Imagination. Principles and procedures of creative problemsolving“ Scribner, New York. 3. Auflage. [Osborn 1963]
Beispiel-Training (80 Minuten)
Zeit | Beschreibung | Material |
15’ | Theorie-Input (Frontalvortrag) | Beamer (da viel Text), alternativ Flipchart & co |
45’ | Erarbeiten von Ideen zu einem Problem basierend auf den Fragen (am besten unterstützt durch das Handout) | Handouts |
20’ | Nachbesprechung |
Eine Antwort auf “Osborn-Checkliste”
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