The World Café

Juanita Brown und David Isaacs (1995)

(als pdf herunterladen)

 

Ziel

Das World Café eignet sich besonders, um Muster und ein gemeinsames Verständnis für eine Problematik oder eine Fragestellung für eine große Gruppe von Menschen zu erarbeiten.

 

Kontext

  • Großgruppen Veranstaltungen

 

Theoretischer Hintergrund

(basierend auf „Café to go“ (2002) World Café Community aus dem Englischen von Sabine Bredemeyer und Ruth Seliger (2011): „Einführung in Großgruppen-Methoden“. S. 105 – 111)

 

Das Grundprinzip des World Cafés ist sehr einfach. Für je vier bis fünf Personen gibt es einen kleinen runden Tisch. Auf jedem Tisch gibt es einen Gastgeber bzw. eine Gastgeberin. DieseR bleibt die ganze Zeit über bei ihrem/seinem Tisch und präsentiert am Ende die Ergebnisse des Tisches. Die anderen TeilnehmerInnen wechseln nach jeder Runde den Tisch, wobei nie zwei von einem Tisch gemeinsam zu einem neuen Tisch gehen sollen. Üblich sind drei Runden zu je 30 Minuten sowie anschließender gemeinsamer „Ernte“ wo die Ergebnisse aller Tische präsentiert werden.

 

Ein World Café dauert mit Begrüßung, drei Runden, Ernte und Abschluss circa einen halben Tag. Wobei die Dauer stark von der Gruppengröße abhängt. Erfolgreiche World Cafés wurden mit Gruppen von 15 bis 1.500 TeilnehmerInnen durchgeführt.

 

Für das World Café gibt es sechs Arbeitsprinzipien und eine Kaffehaus-Etikette.

 

Die Arbeitsprinzipien

Die Arbeitsprinzipien sind als Anregung für die Moderation gedacht.

 

1. Klären von Sinn und Zweck

Vor der Einladung zum World Café sollte der Sinn und Zweck der Veranstaltung geklärt werden. Im Idealfall wird bei einem World Café nur eine einzige Fragestellung diskutiert. Genau wie bei einer Open Space Veranstaltung ist das Ergebnis umso besser, je klarer die Fragestellung und damit das Thema der Veranstaltung ist.

Wenn der Sinn und Zweck vor der Einladung der TeilnehmerInnen feststeht, kann auch die Zielgruppe der Einzuladenden besser bestimmt werden.

 

2. Schaffe einen einladenden, gastfreundlichen Raum

Um den TeilnehmerInnen ein Maximum an Kreativität zu ermöglichen, zahlt es sich aus, den Raum möglichst schön herzurichten. Schöner Tischschmuck, gute Lichtverhältnisse, passende Musik, Getränke und Snacks erhöhen den Output maßgeblich. Wenn du die Möglichkeit hast, passe bereits die Einladung zur Veranstaltung an.

 

3. Überlege dir Fragen, die wirklich relevant sind

Im World Café sollte nur eine einzige Frage diskutiert werden. Diese sollte wohlüberlegt sein, damit sie möglichst relevant, lösungsfokussiert und anregend für die TeilnehmerInnen ist.

 

4. TeilnehmerInnen zum Beitragen ermutigen

Für das maximale Ergebnisse sollten die TeilnehmerInnen ermutigt werden, sich aktiv einzubringen. Gleichzeitig muss natürlich auch einfach nur Zuhören möglich sein.

 

5. Unterschiedliche Perspektiven verbinden

Versuche möglichst unterschiedliche Perspektiven im World Café zusammenzubringen. Denn durch das World Café werden diese Perspektive von Tisch zu Tisch weitergetragen und spornen so zu immer neuen Ideen an.

 

6. Gelange zu neuen Erkenntnissen und teile die Entdeckung mit

Um zu neuen Erkenntnissen zu gelangen sollten die TeilnehmerInnen möglichst offen zuhören und gemeinsam auf die Suche nach neuen Mustern und Erkenntnissen gehen. Alle Gedanken können und sollen auf Zetteln (Flipcharts) notiert werden. Es kann auch gezeichnet oder einfach nur gekritzelt werden.

Am Ende ist es die Aufgabe des Tischgastgebers / der Tischgastgeberin die Ergebnisse zu präsentieren. Wie es präsentiert wird kann ihm / ihr überlassen werden. (Z.B. Flipchart, Mindmap, Sketch, Bilder, …)

 

Die Kaffeehaus-Etikette

Die Kaffeehaus-Etikette sollte gut sichtbar für alle TeilnehmerInnen sein.

 

  • Fokus auf das, was wichtig ist
  • Eigene Ansichten und Sichtweisen beitragen
  • Sprechen und Hören mit Herz und Verstand
  • Hinhören, um wirklich zu verstehen
  • Ideen verlinken und verbinden
  • Aufmerksamkeit auf die Entdeckung neuer Erkenntnisse und tiefergehender Fragen
  • Spielen, kritzeln, malen – auf die Tischdecke schreiben ist erwünscht!
  • Haben Sie Spaß dabei!

 

Anweisungen für den/die GastgeberIn eines Tisches

Als GastgeberIn eines Tisches hat man neben der Aufgabe am Ende die Ergebnisse zu präsentieren auch noch die Aufgabe für ein möglichst gelungenes Gespräch in jeder Runde zu sorgen. Folgende drei Tipps sollten den GastgeberInnen daher mitgegeben werden:

  • „Erinneren Sie die Gäste an Ihrem Tische daran, wichtige Ideen, Entdeckungen, Verbindungen und tiefergehende Fragen sofort zu notieren, wenn sie auftauchen.
  • Bleiben Sie an Ihrem Tisch, wenn die anderen gehen, und heißen Sie die „Reisenden“ von den anderen Tischen willkommen.
  • Teilen Sie ganz kurz die wichtigsten Erkenntnisse und Entdeckungen des vorherigen Gesprächs mit, so dass die anderen sich mit den Ideen ihrer vorherigen Tische einbringen können.“ [Café to go 2002]

 

Praktische Umsetzung

(basierend auf „Café to go“ (2002) World Café Community aus dem Englischen von Sabine Bredemeyer)

 

Ein World Café läuft im Allgemeinen nach dem folgenden Muster ab:

 

  • Nachdem das Thema mit der zu bearbeitenden Frage exakt definiert wurde, werden die passenden TeilnehmerInnen durch eine ansprechende Einladung zum World Café eingeladen. Wenn es passt, kann der Titel auch in z.B. KundInnenbindungs-Café abgeändert werden.
  • Der Raum wird ansprechend hergerichtet, sodass sich die TeilnehmerInnen möglichst wohl fühlen. Er darf dabei einem echten Café ruhig sehr ähnlich sein.
  • Nach einer kurzen Begrüßung und Einleitung in die Methode startet das eigentliche World Café.
  • Je vier oder fünf Personen werden an einen Tisch gesetzt.
  • Es folgen üblicherweise drei Gesprächsrunden zu je 30 Minuten
  • Die zu behandelnde Frage sollte möglichst stark bewegen in dem sie tiefgreifend das Leben, die Arbeit oder die Gemeinschaft der TeilnehmerInnen betrifft.
  • Während einer Runde sollten die ModeratorInnen die TeilnehmerInnen ermutigen möglichst jeden Einfall zu Papier zu bringen. Unterstützt sollten sie dabei, wenn möglich, durch die Tisch-GastgeberInnen werden.
  • Nach dem Ende der Runde eins, bleiben die GastgeberInnen sitzen, der Rest geht als Reisende zu anderen Tischen, wobei die Reisenden eines Tisches sich komplett aufteilen sollten.
  • Zu Beginn der Runde zwei, werden die GastgeberInnen gebeten, die neuen Gäste willkommen zu heißen und kurz die Erkenntnisse der ersten Runde an ihrem Tisch wiederzugeben. Darauf folgt eine kurze Zusammenfassung von Seiten der Gäste was an ihren Tischen besprochen wurde. Worauf in ein weiteres Gespräch übergegangen werden kann.
  • In Runde drei gibt es zwei Varianten. In Variante eins kehren die Reisenden zu ihren ursprünglichen Tischen zurück und teilen ihre Erkenntnisse. In Variante zwei folgt eine weitere Runde an einem neuen Tisch.
  • Anschließend folgt die „Ernte“ in dem alle Tisch-GastgeberInnen die Erkenntnisse ihres Tisches präsentieren.

 

Kommentar

Die Anzahl der Runden und die Zeit je Runde sind nur als Richtwerte zu verstehen und müssen an das jeweilige Thema / die jeweilige Frage angepasst werden.

 

Eine Variante des World Cafés ist es, die GastgeberInnen in jeder Runde zu wechseln.

 

Im Unterschied zu einigen anderen Methoden für Großgruppen gibt es beim World Café am Ende keinen Aktionsplan und keine Vereinbarungen. Diese können bei Bedarf durch eine weitere Methode erarbeitet werden. Der Vorteil des World Cafés ist es, dass am Ende große Muster erkannt werden und das kollektive Bewusstsein für eine Problematik und die möglichen Lösungen dafür geschärft werden.

 

Eine spannende Variante für die Visualisierung der Diskussionen an den Tischen ist es, jedem Tisch jemanden beizustellen, die/der die Diskussion umgehend mit Text und Grafiken visualisiert.

 

Die Wichtigkeit eines hervorragenden Ambientes kann nicht oft genug betont werden.

 

Es können bei einem World Café auch mehr als nur eine Frage behandelt werden. In dem Fall sollten die Fragen gut ineinander greifen, damit der Fokus erhalten bleibt.

 

Querverweise

  • Open Space
  • Zukunftskonferenz
  • Real-Time-Strategic-Konferenzen (RTSC)
  • Appreciative Inquirey Summit (AI)

 

Arbeitsmaterial

theworldcafe.com bietet eine gute Toolsammlung an. Hier eine kurze Auswahl

 

Bei Neuland erhält man speziell für ein World Café erstelltes Material

 

Weiterführende Literatur

„Café to go“ (2002) World Café Community aus dem Englischen von Sabine Bredemeyer. http://www.theworldcafe.com/translations/Germancafetogo.pdf

 

Eine Antwort auf “The World Café”

  1. Schulbegleitungen als Inklusionsbotschafter*innen – Inklusion

    […] World-Cafe´als Nutzung der Intelligenz der Vielen […]

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