Spinnwebanalyse

Karin Jefferys-Duden / Christina Lenz

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Ziel

Die TeilnehmerInnen sollen die Spinnwebanalyse als Instrument zur Konfliktanalyse verstehen und anwenden können. Außerdem soll klar werden, welche Rolle diese Art der Konfliktanalyse in der Mediation spielt.

 

Kontext

 

Theorie

(basierend auf Jefferys-Duden (2008): Das Streitschlichter-Programm; und Hagen/Lenz (2008): Wirtschaftsmediation)

 

Die Spinnwebanalyse ist ein Konfliktanalyse-Instrument, das vorwiegend in der Mediation zum Einsatz kommt. Es dient der Visualisierung des Beziehungsgeflechts aller am Konflikt Beteiligten und aller Personen im Umfeld der Beteiligten. Jefferys-Duden hat dabei vor allem den – meist relativ einfach gestrickten – Konflikt im Klassenzimmer im Auge. Hagen/Lenz sehen die Methode aber als äußerst sinnvoll für alle Arten der Mediation an:

„Für die Mediation ist diese Spinnwebenanalyse […] von besonderer Wichtigkeit, da sie der Mediatorin bzw. dem Mediator und den Betroffenen eine rasche und umfassende Darstellung der Beziehungen und Kommunikationskanäle vermittelt.“ (Hagen/Lenz (2008): S. 125).

 

Zur Visualisierung des Beziehungsgeflechts wird zuerst der Name des Konflikts aufgeschrieben. Anschließend werden die Namen aller Beteiligten notiert – dazu gehören auch jene Personen, die auf den ersten Blick scheinbar nichts mit dem Konflikt zu tun haben (Zeugen, Nachbarn, Schlichtende, etc.). Bei Hagen/Lenz hört hier die Visualisierung vorerst auf, da sie sich vor allem auf die Kommunikationskanäle konzentrieren. Die weiteren Schritte, die nach Jefferys-Duden ebenfalls in die Spinnwebanalyse gehören, folgen bei Hagen/Lenz in einer separaten Analyse zu einem späteren Zeitpunkt.

Schritt 3 nach Jefferys-Duden ist das Visualisieren der Handlungen, die von den Beteiligten gesetzt wurden – dies sollte möglichst wertfrei geschehen (gibt es hier gegensätzliche Sichtweisen, so werden einfach beide aufgeschrieben). Anschließend werden die möglichen Gefühle, Wünsche und Bedürfnisse notiert, die hinter den Verhaltensweisen stehen. Als letzten Schritt sieht Jeffreys-Duden die Suche nach Lösungen.

 

Praktische Einführung

Die Spinnwebanalyse dient der einfachen Veranschaulichung eines Konflikts. Je nach Bedarf kann man damit entweder den Konflikt und alle Beteiligten sowie deren Kommunikationskanäle sichtbar machen oder aber (vor allem bei wenig komplexen Konflikten geeignet) man führt die Analyse so lange fort, bis man in der Lage ist, Lösungen zu erarbeiten.

 

Eine Spinnwebanalyse kann aussehen, wie in Abb. 1 gezeigt:

Konfliktbezeichnung: In die Mitte des Blattes (des Flipcharts) schreibt man den Namen des Konflikts.

Beteiligte: Außen herum werden alle Beteiligten notiert (auch jene, die nur zuschauen, schlichten oder unterstützen).

Handlungen: Zu den Namen notiert man anschließend alle Handlungen, die die jeweiligen Personen bisher gesetzt haben (aus allen Sichtweisen) (grün in Abb.1).

Gründe, Bedürfnisse, Wünsche: Etwas weiter außen schreibt man auf, was die Gründe für die Handlungen und die Interessen, Wünsche, Gefühle oder Bedürfnisse dahinter sein könnten (aus der Sichtweise aller Anwesenden, die sich dazu äußern möchten inkl. der gerade besprochenen Person) (blau in Abb. 1).

Lösungen: Ganz außen kann man nun mögliche Lösungen notieren, die den Interessen aller Beteiligten gerecht werden. (rot in Abb. 1).

 

Spinnwebanalyse
Abb. 1: mögliche Darstellung der Konfliktstruktur mittels Spinnwebanalyse auf Flipchart

 

Kommentar

Die Spinnwebanalyse ist ein recht einfaches Instrument, um die Struktur von Konflikten sichtbar zu machen. Will man allerdings wirklich bis zur Erarbeitung der Lösungsmöglichkeiten kommen, muss man möglicherweise viel Zeit einplanen. Gerade das Erarbeiten der Gefühle und Bedürfnisse kann ein langwieriger Prozess sein.

 

Richtiger Zeitpunkt/Voraussetzungen

Es gibt keine inhaltlichen Voraussetzungen – allerdings ist eine Auseinandersetzung mit der Gewaltfreien Kommunikation nach Marshall Rosenberg (vor allem für die Person, die die Visualisierung durchführt) im Vorfeld sinnvoll, da es so leichter fallen sollte, die Gefühle und Bedürfnisse zu formulieren.

 

Querverweise

 

Weiterführende Literatur

 

 

Beispiel-Training (60 Minuten)

Zeit Beschreibung Material
20‘ Gemeinsame Erarbeitung der Spinnwebanalyse anhand eines Beispielkonflikts Flipchart oder Beamer
30‘ Erarbeiten von Spinnwebanalysen für Konfliktsituationen, die die TN kennen (oder vorgegebene Situationen) – möglichst nicht zu komplex evt. vorbereitete Konfliktsituationen
10‘ kurze Nachbesprechung, was die Erkenntnisse waren, was schwierig und was leicht war;  

 

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