Re-Forming (Erweiterung der Teamphasen nach Tuckman)

Eberhard Stahl

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Ziel

Den TeilnehmerInnen wird durch die Erweiterung der ursprünglichen vier Phasen von Tuckman um eine Re-Forming Phase eine Möglichkeit aufgezeigt, wie sich Gruppen langfristig erfolgreich im performing halten können.

 

Kontext

  • Gruppendynamik
  • Teamarbeit

 

Theorie

(basierend auf Eberhard Stahl (2012): Dynamik in Gruppen S. 178 – 222)
Stahl ergänzt die ursprünglichen vier Phasen von Tuckman – forming, storming, norming, performing – um eine fünfte Phase: re-forming.

 

Im Unterschied zur fünften Phase von Tuckman, dem adjourning, geht es beim re-forming nicht um das Auflösen der Gruppe, sondern vielmehr darum, eine Gruppe langfristig im performing zu halten.

 

Re-Forming als Bilanz- und Lernphase

Nachdem eine Gruppe längere Zeit im performing gearbeitet hat, haben alle Gruppenmitglieder verschiedenste Erfahrungen gemacht, Ziele wurden erreicht oder verfehlt und möglicherweise traten Konflikte traten auf.

 

Das Ziel einer bewussten re-forming-Phase ist es, der Gruppe die notwendige Zeit und den Raum zu geben, all dieses Erlebte gemeinsam zu betrachten und Schlüsse daraus zu ziehen. Im Anschluss an die re-forming Phase tritt ein neuerliches storming und norming ein, bevor die Gruppe wieder ins performing eintritt.

 

Wird auf das re-forming und das daran anschließende storming und norming verzichtet, wird es über kurz oder lang dazu kommen, dass die Rollenverteilung und die vereinbarten Werte nicht mehr mit den aktuellen Anforderungen an die Gruppe und der Weiterentwicklung der Gruppenmitglieder mithalten können.

 

Ein re-forming besteht nach Stahl aus drei Schritten:

 

1) Die Bilanzen der/des Einzelnen

„Die Gruppe selbst kann natürlich keine Erfahrungen machen und auswerten; sie ist dazu auf die Sensibilität und Lernbereitschaft ihrer Mitglieder angewiesen.“ [Stahl 2012]

 

Jede und jeder einzelne muss sich in diesem Schritt die Frage stellen, was sich seit dem letzten storming/norming getan hat. Was wurde erreicht und verfehlt? Was passierte zwischenmenschlich? Passt es für sie oder ihn so wie es ist?

 

2) Die Bilanzstruktur

Nachdem die Bilanzen der einzelnen Gruppenmitglieder erarbeitet wurden, sollten diese mit allen geteilt werden. Dadurch ergibt sich ein sehr gut differenziertes Bild der Situation der Gruppe.

 

3) Übertritt ins storming und norming

Nachdem alle wahrgenommenen Probleme in den ersten beiden Schritten gesammelt wurden, kann die Gruppe in eine neuerliche storming-Phase eintreten. Durch diese und die anschließende norming-Phase werden die Strukturen und Regeln der Gruppe wieder an die Interessen der Gruppenmitglieder und der Außenwelt angepasst, wodurch die Gruppe wieder ins performing eintreten kann.

 

Wird ein solcher Durchlauf regelmäßig durchgeführt,  passt sich die Gruppe nicht nur sehr schnell und leicht an Veränderungen an, die notwendigen storming- und norming-Phasen können auch entsprechend rasch durchgeführt werden.

 

Praktische Einführung

Stahl hat die vier ursprünglichen Phasen von Tuckman erweitert. Auf eine performing-Phase folgt ein re-forming. In dieser Phase wird der Gruppe die Möglichkeit geboten die vergangene performing-Phase zu reflektieren. Auf diese Reflektion folgt ein neuerliches storming und norming mit anschließendem performing.

 

Durch das wiederholte Durchlaufen dieser Phasen kann eine Gruppe über sehr lange Zeit arbeitsfähig bleiben, da Änderungen – z.B. der Bedürfnisse der Gruppenmitglieder oder der Anforderungen von außen –  regelmäßig Niederschlag in den Strukturen, Regeln und Werten der Gruppe finden.

 

Zu Beginn der re-forming-Phase steht die Bilanz eines jeden Einzelnen:

  • „Was ist zwischenzeitlich eigentlich alles geschehen?
  • Was konnten wir erreichen, was nicht – und warum?
  • Ist meine Beziehung zu den anderen eigentlich noch so, wie sie vorher war? Mit wem hätte ich ein Hühnchen zu rupfen?
  • Stimmen unsere Absprachen noch, und haben sich alle daran gehalten?
  • Kann ich mich in dem bei uns herrschenden Klima wohlfühlen?
  • Komme ich auf meine Kosten?
  • Was sind meine aktuellen Ziele?
  • Welche Konfliktfelder haben sich aus meiner Sicht aufgebaut?“ [Stahl 2012 S. 179]

 

Als zweiten Schritt sollten die Einzelbilanzen mit der Gruppe geteilt werden. Passiert dies nicht, kann die Gruppe nicht aus den Einzelerfahrungen lernen. Werden sie hingegen mit allen geteilt, ergeben sich für die Gruppe:

  • ein (neues) differenziertes Selbstverständnis der Gruppe
  • eine differenzierte Theorie des Miteinanders
  • mögliche (neue) Ziele

 

In diesem Schritt ist es sehr wichtig, ein möglichst breites Bild der Erfahrungen der einzelnen Gruppenmitglieder zu sammeln. Hektik ist vollkommen fehl am Platz.

 

Am Ende des zweiten Schrittes ist es sehr hilfreich, wenn von der Trainerin / dem Trainer die Ergebnisse möglichst präzise zusammengefasst werden. Gibt es sehr viele Themen die in den anschließenden Phasen (storming und norming) bearbeitet werden könnten, sollten diese gemeinsam priorisiert werden.

 

Kommentar

Die re-forming-Phase kann auch sehr gut als sechste Phase eingeführt werden. Tuckmans fünfte – adjourning – ist gleichbedeutend mit dem Ende einer Gruppe. Die re-forming-Phase nach Stahl liegt zwischen zwei Arbeitsphasen (performing).

 

Stahl geht in seinem Werk auch noch sehr detailliert auf mögliche Interventionen der Trainerin / der Trainers ein um eine re-forming-Phase zum Erfolg zu führen. Eine Behandlung selbiger würde jedoch den hier zur Verfügung stehenden Raum sprengen.

 

Richtiger Zeitpunkt/Voraussetzungen

Da es sich um eine Erweiterung der ursprünglichen vier Phasen von Tuckman handelt, sollte dieses Modell bereits behandelt worden sein.

 

Querverweise

  • Teamphasen nach Tuckman

 

Weiterführende Literatur

[Stahl 2012]

 

Beispiel-Training (20 Minuten)

Zeit Beschreibung Material
10’ Vorstellung der Theorie Flipchart
10’ Austausch mit den TeilnehmerInnen, wo sie Situationen erlebt haben wo eine bewusste Schleife über re-forming, storming und norming die Zeit, die eine Gruppe zusammenblieb, möglicherweise verlängert hätte.  

 

Du kennst weitere Theorien und Modelle zu diesem Thema oder hast gute Ideen, wie man dieses Modell ins Training einbauen kann?

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