Gordon-Modell

Thomas Gordon

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Ziel

Die TeilnehmerInnen kennen die Werkzeuge zur Gesprächsführung in konfliktbehafteten Situationen nach Thomas Gordon und können sie anwenden.

 

Kontext

 

Theorie

(basierend auf Gordon (2012): Familienkonferenz)

 

Thomas Gordon hat ein Konflikt-Lösungsmodell entwickelt, das er bereits 1970 als Buch herausbrachte. Der englische Originaltitel lautet: „Parent effectiveness training“. Wie dem Originaltitel zu entnehmen ist, war die ursprüngliche Intention von Gordon, die Kommunikation zwischen Eltern und Kindern zu verbessern. Allerdings hat auch Gordon selbst schnell erkannt, dass sich das Modell „nicht auf Eltern-Kind-Beziehungen beschränkt: Es lässt sich auf jegliche Beziehungsform anwenden- sei es zu Hause, bei der Arbeit, in der Schule oder global gesehen.“ (Gordon 2012: Vorwort)

 

Gordon beschreibt fünf zentrale Kategorien bzw. Methoden, die die Kommunikation bei Konflikten (aber auch in der alltäglichen Gesprächsführung) erleichtern und verbessern sollen:

 

1) Aktives Zuhören: Das Gegenüber soll die eigenen Probleme verstehen und die Lösungen selbst herleiten. Dafür ist es wichtig, das Gesagte in eigenen Worten wiederzugeben (Paraphrasieren).

2) Ich-Botschaften: Die/Der SprecherIn teilt über möglichst neutrale Aussagen etwas über sich selbst mit. Neutral ist hier so zu verstehen, dass die Aussage keine Schuldzuweisungen an das Gegenüber beinhaltet.

3) Umschalten: Als Umschalten bezeichnet Gordon den Wechsel von Ich-Botschaften zu Aktivem Zuhören. Dies ist dann sinnvoll und hilfreich, wenn man dem Gegenüber über Ich-Botschaften das eigene Problem erklärt hat und es das Problem dann (zum Teil oder ganz) auch als eigenes Problem (an)erkennt.

4) Niederlagelose Konfliktlösung: Die Lösung, die angestrebt wird, sollte für beide Seiten akzeptabel sein (win-win). Dazu ist es nötig, offen in die Konfliktbearbeitung zu gehen, um neue Lösungsmöglichkeiten zulassen zu können.

5) Das Verhaltens-Fenster: Bevor man den Konflikt lösen kann, ist es notwendig, ihn einzuordnen. Ist das Verhalten für das Gegenüber (im Originalansatz: für das Kind) unakzeptabel, liegt das Problem dort und der richtige Ansatz ist Aktives Zuhören. Ist das Verhalten für mich unakzeptabel (im Originalansatz: für die Eltern), gibt es zwei Möglichkeiten: entweder es handelt sich um einen Bedürfniskonflikt oder um einen Wertekonflikt. Beim Bedürfniskonflikt sind Ich-Botschaften der passende Ansatz, beim Wertekonflikt wird es schwieriger, da Werte nicht so leicht erklärbar sind. Hier empfiehlt Gordon Lösungsstrategien auf gleicher Ebene – das heißt, dass man in so einer Situation auf keinen Fall ein Machtgefälle ausnutzen soll (z.B. Eltern-Kind), da jede Werthaltung ihre Berechtigung hat. Man sollte vielmehr eine Lösung anstreben, bei der beide Werte nebeneinander stehenbleiben können.

 

Praktische Einführung

Im Rahmen von konfliktbehafteten Gesprächen oder Meinungsverschiedenheiten hat man verschiedene Möglichkeiten, das Gespräch so zu lenken, dass man zu einer Lösung kommt, die für beide Seiten akzeptabel ist. Thomas Gordon hat dazu fünf Kategorien in ein Modell gepackt, das ursprünglich für die Eltern-Kind-Beziehung gedacht war, das sich aber auch auf jede andere Beziehung und Situation umlegen lässt. Diese fünf Kategorien sind nicht als empfohlene Abfolge für die Gesprächsführung gedacht, sondern vielmehr als einzelne Werkzeuge, die man je nach Situation auswählt und zwischen denen man im Verlauf eines Gesprächs hin und her wechseln kann.

 

1) Aktives Zuhören: Ist die Fähigkeit, das Gegenüber zu verstehen und das Gesagte so zu reflektieren, dass das Gegenüber die Möglichkeit hat, das eigene Problem besser zu verstehen und im Optimalfall selbst eine Lösung zu finden. Hier eignet sich beispielsweise die Methode des Paraphrasierens sehr gut, also das Wiedergeben des Gesagten in eigenen Worten. Beispiel: Verstehe ich richtig, dass es dir um X geht? Du bist also der Meinung dass, …?

2) Ich-Botschaften: Sind neutrale Aussagen über das eigene Befinden oder die Auswirkungen der Handlungsweisen des Gegenübers auf einen selbst. Wichtig ist hierbei vor allem, dass keine Schuldzuweisungen in den Botschaften enthalten sind (dann wären sie nicht mehr neutral). Beispiel: Bei mir löst dieses und jenes Verhalten Unbehagen aus. Mich irritiert es, wenn …

3) Umschalten: Wenn man dem Gegenüber mittels Ich-Botschaften das Problem vermitteln konnte, kann es sein, dass das Gegenüber es als eigenes Problem (an)erkennt. In diesem Fall ist es ratsam auf Aktives Zuhören umzuschalten und den Konflikt vonseiten des Gegenübers zu betrachten.

4) Niederlagelose Konfliktlösung: Es ist ratsam, einen Konflikt so zu lösen, dass beide Seiten etwas davon haben (win-win). Nur so kann man gewährleisten, dass er nicht in Zukunft wieder aufflammt. Dies ist allerdings nur möglich, wenn man möglichst offen (hinsichtlich der Lösungsmöglichkeiten) in den Konflikt hineingeht.

5) Das Verhaltens-Fenster: damit meint Gordon, dass man den Konflikt beurteilen muss, bevor man versucht ihn zu lösen. Auf welcher Seite liegt eigentlich das Problem? Ist das Verhalten für das Gegenüber (im Originalansatz: für das Kind) unakzeptabel, liegt das Problem dort und der richtige Ansatz ist Aktives Zuhören. Ist das Verhalten für mich unakzeptabel (im Originalansatz: für die Eltern), gibt es zwei Möglichkeiten: entweder es handelt sich um einen Bedürfniskonflikt oder um einen Wertekonflikt. Beim Bedürfniskonflikt sind Ich-Botschaften der passende Ansatz, beim Wertekonflikt wird es schwieriger, da Werte nicht so leicht erklärbar sind. Hier empfiehlt Gordon Lösungsstrategien auf gleicher Ebene – das heißt, dass man in so einer Situation auf keinen Fall ein Machtgefälle ausnutzen soll (z.B. Eltern-Kind), da jede Werthaltung ihre Berechtigung hat. Man sollte vielmehr eine Lösung anstreben, bei der beide Werte nebeneinander stehenbleiben können.

 

Kommentar

Vieles in diesem Modell ähnelt den Elementen der Gewaltfreien Kommunikation nach Marshall Rosenberg. Gerade wenn es darum geht, die eigenen Bedürfnisse mittels Ich-Botschaften zu erläutern oder eine win-win-Situation herzustellen.

 

Richtiger Zeitpunkt/Voraussetzungen

Es ist sinnvoll, dieses Modell zu erklären, wenn man bereits über einige andere Kommunikationsmodelle gesprochen hat: So sollten die TeilnehmerInnen z.B. vorher das Konzept des Aktiven Zuhörens kennen. Genauso ist es sinnvoll, vorher über Interessen und Bedürfnisse zu sprechen – beispielweise im Rahmen des Themas Gewaltfreie Kommunikation.

 

Querverweise

 

Weiterführende Literatur

 

Beispiel-Training (60 Minuten)

Zeit Beschreibung Material
25‘ Gemeinsame Erarbeitung der einzelnen Kategorien (Besprechung, was könnte das für ein Konfliktgespräch bedeuten?) Flipchart oder Beamer
20‘ Ausprobieren der einzelnen Kategorien anhand von vorgegebenen Situationen vorbereitete Gesprächssituationen
15‘ kurze Nachbesprechung, was die Erkenntnisse waren, was schwierig und was leicht war;  

 

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