Ziel
Den TeilnehmerInnen sollen die verschiedenen Arten von Fragen geläufig sein und sie sollen verstehen, wie man mit Fragetechniken Gespräche lenken kann.
Kontext
Theorie
Es gibt unterschiedliche Arten von Fragen – und je nachdem, welche man in einem Gespräch einsetzt, erhält man unterschiedliche Reaktionen. Grundsätzlich unterscheidet man dabei offene und geschlossene Fragen. Es gibt allerdings in beiden Kategorien unzählige Unterarten. Einige davon sind hier beispielhaft aufgelistet:
Offene Fragen
- Problemorientierte Fragen
- Ressourcenorientierte Fragen
- Hypothetische Fragen
- Zirkuläre Fragen
geschlossene Fragen
- reflektierende Fragen
- Entscheidungsfragen
- Alternativfragen
- Suggestivfragen
- Befehlsfragen
Während offene Fragen das Gegenüber dazu einladen, ausführliche Antworten zu geben, sind die Antwortmöglichkeiten bei geschlossenen Fragen stark eingeschränkt (ja, nein, die eine oder die andere Alternative).
Praktische Einführung
Ich kann jedes Gespräch in eine bestimmte Richtung lenken, indem ich spezielle Arten von Fragen stelle. Im Folgenden werden einige verschiedene Arten von Fragen kurz dargestellt und ihre Auswirkungen beschrieben:
Offene Fragen
Offene Fragen laden das Gegenüber zu einem Gespräch ein. Sie fordern eine ausführliche Antwort. Grundsätzlich erzielt man diesen Effekt mit allen sogenannten W-Fragen (was, wer, wo, wann, wie, warum). Unterschieden werden dabei allerdings noch einmal folgende Techniken:
– Problemorientierte Fragen: Sie beleuchten das Problem/den Konflikt. Wie kam es dazu? Wer ist betroffen? Wann ist das Problem erstmals aufgetreten? Wodurch könnte das Problem verschlimmert werden?
– Ressourcenorientierte Fragen: Sie sind in die Zukunft gerichtet und legen den Fokus auf Ressourcen, Stärken und Fähigkeiten – sie eignen sich zur Lösungsfindung. Woran wirst du merken, dass das Problem gelöst ist? Wann gibt es eine Ausnahme? Was könnte der nächste Schritt sein? Was tun Sie bereits jetzt, dass es trotzdem klappt? Eine spezielle Form dieser Frage-Art ist die sogenannte Wunderfrage: Wie durch ein Wunder ist das Problem über Nacht gelöst: Wie würde ihr morgiger Tag aussehen?
– Hypothetische Fragen: Sie sollen neue Sichtweisen in das Gespräch bringen und werden immer im Konjunktiv formuliert. Dadurch sollen z.B. problematische Aspekte kurzzeitig ausgeklammert werden, um wieder klar sehen zu können. Angenommen, Sie ziehen das wirklich durch, was wäre dann? Stellen Sie sich vor, Sie hätten die absolut freie Wahl – Wie würden Sie sich entscheiden?
– Zirkuläre Fragen: Man bringt das Gegenüber dazu, die Frage aus einer anderen Perspektive zu beantworten und so den eigenen Blickwinkel zu erweitern. Was würde jemand sagen, der jetzt an diesen Tisch käme und das Gespräch belauscht? Was würden Ihre Kinder dazu sagen?
Geschlossene Fragen
Geschlossene Fragen geben einen sehr engen Antwortrahmen vor. Meist kann das Gegenüber lediglich mit ja oder nein antworten. Ausnahmen sind die sogenannten Alternativfragen, aber auch dort sind die Möglichkeiten sehr eingeschränkt. Auch hier beispielhaft einige Techniken:
– Entscheidungsfragen: Bringen das Gegenüber dazu, eine Entscheidung zu treffen. Willst du heute ins Kino gehen? Soll ich dich abholen?
– Alternativfragen: Lassen etwas mehr Freiheit, drängen aber ebenfalls zu einer Entscheidung. Willst du heute zum Abendessen lieber Spaghetti, Griechischen Salat oder Schnitzel? Fahren wir mit dem Auto oder mit dem Bus?
– reflektierende Fragen: Sollen dabei helfen Missverständnissen vorzubeugen. Du sagst also, du hast die Unterlagen schon kopiert?
– Suggestivfragen: Man unterstellt dem Gegenüber etwas und legt ihm die Antwort quasi in den Mund. Du magst doch rot lieber als grün, oder? Du willst doch noch mit mir Essen gehen? Du hast dir doch schon überlegt, wie du das machst, oder?
– Befehlsfragen: Ist eine in eine Frage verpackte Aufforderung: Wirst du das wohl annehmen? Wirst du wohl aufessen?
Kommentare
Es gibt noch viele weitere Arten von Fragen. Die jeweils passenden sollten nach Situation und Erwartungen der Gruppe gewählt werden.
Richtiger Zeitpunkt/Voraussetzungen
Es gibt keine inhaltlichen Voraussetzungen.
Querverweise
Weiterführende Literatur
Beispiel-Training (60 Minuten)
Zeit | Beschreibung | Material |
15‘ | Gemeinsame Erörterung, welche Arten von Fragen die TeilnehmerInnen kennen und was diese bewirken. Gegebenenfalls Ergänzung. | |
30‘ | Jeweils zwei TeilnehmerInnen führen ein Gespräch, wobei die/der eine einen bestimmten Auftrag hat, wohin das Gespräch führen soll (z.B. möglichst schnell möglichst viele Informationen, möglichst detailreiches Wissen über ein bestimmtes Problem, etc.) und versucht dies durch gezielte Anwendung von Fragetechniken zu erreichen. Die andere Person weiß nichts vom Auftrag und wird durch die Fragen gelenkt. | Aufträge für die Gespräche |
15‘ | Nachbesprechung, in der Probleme und Schwierigkeiten thematisiert werden. |