Adelheid Wimmer et al. (2012)
Ziel
Die TeilnehmerInnen sollen eine Ahnung davon bekommen, was Fachberatung ist und welche Aufgaben damit verbunden sind. Sie sollen außerdem erkennen, dass Fachwissen alleine nicht reicht, um eine Beratung erfolgreich und sinnvoll durchzuführen.
Kontext
- Beratung
- Gesprächsführung
- Reflexion
Theorie
(basierend auf Wimmer et al. (2012): Das Beratungsgespräch – Skills und Tools für die Fachberatung)
Den AutorInnen geht es in erster Linie darum, deutlich zu machen, was Fachberatung ist und dass sie sich deutlich von anderen Formen der Beratung abhebt – wie z.B. von einer Prozessberatung (Coaching) oder einer psychosozialen Beratung (z.B. Familienberatung). Dennoch reicht es nicht aus, Fachwissen zu haben und Fragen beantworten zu können. Vielmehr sind auch für die Fachberatung soziale Kompetenz, Gespür und der Einsatz von Werkzeugen zur Gesprächsführung notwendig. Insgesamt sehen die AutorInnen 7 Aufgaben, deren Erfüllung zu einer erfolgreichen Fachberatung beitragen (Wimmer et al. (2012): S. 28f):
- Fachwissen haben und aktuell halten
- Beratungssituation gestalten
- Beratungsprozess steuern
- Kommunikationstools einsetzen
- Lebensrealitäten erfassen
- Kooperieren und Konfrontieren
- Sich selbst kennen und für sich sorgen
Praktische Einführung
Wer erfolgreich ein Beratungsgespräch führen will, braucht dafür mehr als Fachwissen. Man muss sich nur eine Situation vorstellen, in der die Person, die beraten werden will, zu einem kommt und nicht so genau weiß, was sie eigentlich will – das ist in der Praxis eher die Regel als die Ausnahme. Diese Person wird sehr allgemeine Fragen stellen und viele Unsicherheiten zeigen. In so einer Situation reicht es einfach nicht, wie ein Brunnen Informationen hervorquellen zu lassen. Das führte höchstens zu noch mehr Verwirrung und die Person geht noch verunsicherter aus dem Gespräch hinaus.
Um das zu verhindern, ist es notwendig, sich an einige Vorgaben oder auch Aufgaben zu halten, die es ermöglichen, das Beratungsgespräch so zu führen, dass das Gegenüber genau die Informationen erhält, die es benötigt und – auch das wird oft genug der Fall sein – im Laufe des Gesprächs feststellt, was sie/er überhaupt will.
Eine solche Sammlung von Aufgaben zur Gestaltung eines (Fach)Beratungsgesprächs findet man unter anderem im Buch „Das Beratungs-Gespräch – Skills und Tools für die Fachberatung“ von Adelheid Wimmer et al. aus dem Jahr 2012:
1) Fachwissen haben und aktuell halten
Es ist natürlich notwendig, Fachwissen zu haben, um gut beraten zu können. Ebenso notwendig ist es, das Fachwissen auch aktuell zu halten. Es ist niemandem geholfen, wenn sie/er mit veralteten Informationen aus einem Beratungsgespräch kommt.
(An dieser Stelle kann man sich mit den TeilnehmerInnen darüber unterhalten, welches Fachwissen für ihr jeweiliges Gebiet notwendig ist – am besten die Themengebiete, in denen sie sich auskennen sollten, irgendwo visualisieren)
2) Beratungssituation gestalten
Damit ein Beratungsgespräch gelingen kann, ist bereits der Einstieg wichtig. Diesen sollte man nicht dem Zufall überlassen, sondern sich Gedanken darüber machen, wie man ein angenehmes und vertrauensvolles Klima herstellen kann, damit sich die zu beratenden Personen wohlfühlen und die Hemmschwellen gesenkt werden.
(An dieser Stelle kann man sich gemeinsam mit den TeilnehmerInnen überlegen, was man tun kann, um diese Atmospähre zu schaffen – Wie können wir auf die Personen zugehen? Wie kann der Beratungstisch, -platz, -raum gestaltet werden? Wie kann man auftreten? etc.)
3) Beratungsprozess steuern
Um sich nicht in Details zu verlieren, die niemandem weiterhelfen, sondern zielgerichtet zu arbeiten, ist es notwendig, den Beratungsprozess aktiv zu steuern. Das Gespräch soll lösungsorientiert verlaufen, weshalb die Beraterin/der Berater die Zügel in der Hand halten und den Fokus beibehalten muss.
4) Kommunikationstools einsetzen
Um den Beratungsprozess steuern zu können, ist es unabdingbar sich einiger Methoden zu bedienen, die z.B. dabei helfen, herauszufinden, was denn überhaupt das eigentliche Anliegen ist oder welche Schwierigkeiten und Hindernisse tatsächlich vorhanden sind.
(Hier eignen sich beispielsweise Methoden wie Aktives Zuhören, Paraphrasieren oder bestimmte Fragetechniken).
5) Lebensrealitäten erfassen
Um verstehen zu können, worum es wirklich geht, ist es notwendig, das Gegenüber als Ganzes zu sehen. Welche Lebensumstände begleiten sie/ihn? Welche Rahmenbedingungen könnten für oder gegen eine bestimmte Entscheidung sprechen? Alle Information nützt einer Person nichts, wenn sie sie nicht in den eigenen Alltag übersetzen kann.
6) Kooperieren und Konfrontieren
Eine Beraterin/ein Berater kann nicht alles wissen und können. Daher ist es wichtig, Netzwerke zu pflegen und Menschen sowie Institutionen in der Hinterhand zu haben, die man zu Rate ziehen bzw. zu denen man verweisen kann, wenn man selber nicht mehr weiterweiß. Wichtig: Es ist keine Schande, nicht alles zu wissen – genau dafür gibt es Expertinnen und Experten in den jeweiligen Bereichen. Aber zu wissen, wo die Expertise sitzt, darf durchaus verlangt werden.
(An dieser Stelle kann man gemeinsam mit den TeilnehmerInnen die für sie relevanten Anlaufstellen sammeln)
Außerdem darf und soll eine Beraterin/ein Berater das Gegenüber – wenn nötig – mit der Realität konfrontieren – unter anderem dafür sind sie da!
7) Sich selbst kennen und für sich sorgen
In dieser Aufgabe stecken eigentlich zwei sehr wichtige Aufträge. Einerseits ist es notwendig, sich selbst sehr gut zu kennen und reflektiert zu sein, da man sonst sehr schnell Gefahr läuft, die eigenen Werte und Ziele auf das Gegenüber zu projizieren – was diesem üblicherweise nichts nützt. Sich selbst und die eigenen Einstellungen und Werte zu kennen schützt also vor falscher Beratung. Zusätzlich ist man als Beraterin/Berater täglich mit den Lebensrealitäten fremder Menschen konfrontiert und das kann mitunter belastend werden. Deshalb ist es notwendig die eigenen Grenzen zu kennen und gut für sich zu sorgen.
(An dieser Stelle ist es fast schon notwendig, sich mit den TeilnehmerInnen über Reflexionsstrategien zu unterhalten – z.B. Johari-Fenster, Supervisionen, Feedback, etc.)
Kommentar
Oft ist es für Fachberaterinnen/Fachberater überraschend, wenn man ihnen sagt, dass es nicht mit Fachwissen und ein bisschen Ahnung von Gesprächsführung getan ist. Aus diesem Grund ist es hilfreich, die einzelnen Aufgaben auf das jeweilige Fachgebiet der TeilnehmerInnen umzulegen und die Notwendigkeit so möglichst praxisnah aufzuzeigen.
Richtiger Zeitpunkt/Voraussetzungen
Der Zeitpunkt ist beliebig wählbar. Je nach eigenem Ermessen und nach Vorwissen der TeilnehmerInnen ist es sinnvoll, entweder vor oder nach Erklärung/Erarbeitung dieser Theorie zusätzliche Tools vorzustellen (siehe jeweilige Aufgabe).
Querverweise
Weiterführende Literatur
Beispiel-Training (80-90 Minuten)
Zeit | Beschreibung | Material |
15‘ | TN in 2er-Gruppen einteilen und ihnen vorbereitete Beratungssituationen geben. Die TN sollen das Beratungsgespräch so führen, wie sie es für richtig halten. |
Arbeitsvorlage (Beratungssituation: Rollenbeschreibung für zu beratende Person) |
40‘ | Erklärung der 7 Aufgaben eines Fachberaters/einer Fachberaterin – gemeinsames Erarbeiten der konkreten Bedeutung für das jeweilige Fachgebiet (z.B. Was ist das relevante Fachwissen für die TN? Welche Kommunikationstools können wir einsetzen?). |
Medium zur Visualisierung z.B. Flipchart |
25‘ | TN in 3er-Gruppen einteilen und ihnen vorbereitete Beratungssituationen geben. Die TN sollen das Beratungsgespräch so führen, wie sie es gerade gelernt haben – also versuchen, die 7 Aufgaben zu erfüllen. 1 Person übernimmt die Rolle der Beobachterin/des Beobachters und gibt anschließend Feedback. |
Arbeitsvorlage (Beratungssituation: Rollenbeschreibung für zu beratende Person) |
(10‘) | Nachbesprechung, falls nötig. |