Ziel
Die TeilnehmerInnen sollen die Möglichkeit erhalten, inhaltlich und emotional mit dem Seminar/der Veranstaltung abzuschließen.
Kontext
- Seminargestaltung
- Reflexion
- Feedback
Einführung und Praktische Übungen
Damit TeilnehmerInnen mit einem möglichst positiven Gefühl aus einem Seminar oder aus einer Klausur hinausgehen, ist es sinnvoll, zum Seminar-Abschluss Zeit zur Reflexion und für Feedback einzuräumen. Jede und jeder soll Raum und Zeit haben, für sich selbst festzulegen, was sie/er aus der Veranstaltung mitnimmt, was sie/er lieber zurücklassen möchte und wem sie/er vielleicht noch etwas mit auf den Weg geben möchte.
Zu diesem Zweck gibt es verschiedenste Übungen, von denen hier einige beschrieben werden – dabei ist zu bedenken, dass diese Auflistung keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt, eher im Gegenteil: es sind einige Übungen, mit denen die Autorin dieses Beitrags bereits gute Erfahrungen gemacht hat – weitere folgen zu einem späteren Zeitpunkt.
Abschlussübungen, um Feedback zu geben/zu erhalten
Feedback-/Abschlussrunde
Die klassische Variante des Abschlusses ist die Feedback- oder Abschlussrunde. Hier sitzen alle TeilnehmerInnen sowie die TrainerInnen im Kreis. JedeR hat nun die Gelegenheit, Rückmeldung zu allem zu geben, was ihr/ihm am Herzen liegt (z.B. zum Inhalt des Seminars, zur Gruppe, zu den TrainerInnen, zu dem, was man aus der Veranstaltung mit nach Hause nimmt). Auch die TrainerInnen haben hier die Gelegenheit, noch ein paar abschließende Worte an die Gruppe zu richten.
Feedback-Inseln
Es werden Stuhlpaare im Raum verteilt – und zwar möglichst so, dass die Gespräche, die auf diesen Stühlen stattfinden, nicht sofort von allen anderen mitgehört werden können (man kann die Stuhlpaare auch auf mehrere Räume aufteilen, falls das möglich ist) – so entstehen Feedback-Inseln. Den TeilnehmerInnen steht es nun frei, sich zu zweit auf so eine Insel zu setzen und sich gegenseitig Feedback zu geben (sie sollten darauf hingewiesen werden, die Feedback-Regeln einzuhalten). Sobald ein Paar fertig ist, trennen sich die beiden und sehen sich um, ob gerade eine andere Person frei ist, der sie ebenfalls Feedback geben oder die sie um Feedback bitten möchten – wenn ja, bilden die beiden ein neues Paar, usw.
Für diese Übung sollte man unbedingt viel Zeit einplanen, damit die Gespräche in Ruhe und nicht gehetzt stattfinden können. Bei einer Gruppe von 15 TeilnehmerInnen sollten es jedenfalls 45 Minuten sein – die genaue Zeit ist das natürlich von der jeweiligen Gruppe abhängig.
Feedback-Plakate
JedeR TeilnehmerIn erhält ein leeres Plakat (Flipchartpapier), auf das sie/er groß den eigenen Namen schreibt (Die Gestaltung und Platzierung bleibt den TeilnehmerInnen überlassen – es muss aber noch genügend Platz auf dem Plakat übrig bleiben).
Dann werden die Plakate auf dem Boden des Raumes verteilt und alle bekommen die Gelegenheit, auf den Plakaten der anderen TeilnehmerInnen Botschaften zu hinterlassen (je nach Wunsch anonym oder mit Namen). Die TeilnehmerInnen können dabei auf so vielen Plakaten Nachrichten hinterlassen, wie sie wollen; auch die Reihenfolge bleibt ihnen überlassen.
Eine einleitende Frage zu dieser Übung könnte lauten: ‚Was wollt ihr der jeweils anderen Person mitgeben, nachdem ihr X Tage miteinander verbracht und euch besser kennengelernt habt?‘
Talking-by-Walking
Die ganze Gruppe geht gemeinsam spazieren. Die TrainerInnen voraus, die TeilnehmerInnen – jeweils zu zweit nebeneinander – hinten nach. Die Aufgabe für die TeilnehmerInnen könnte beispielsweise lauten: ‚Holt euch Feedback von den Personen, von denen ihr gerne eins hättet‘ oder ‚Redet mit einer anderen Person darüber, was ihr von dem Seminar mitnehmt oder was ihr euch, basierend auf diesem Seminar, für die Zukunft vornehmt‘.
Zeit ist so lange, so lange der Spaziergang dauert. Da die TrainerInnen das Tempo und die Route vorgeben, können sich die TeilnehmerInnen voll und ganz auf die Gespräche konzentrieren.
Diese Übung hat den Vorteil, dass die TeilnehmerInnen nebeneinander hergehen, während sie sprechen und sich nicht gegenübersitzen und ‚anstarren‘, während sie sich Feedback geben – so fällt es vielen leichter, offen zu sprechen. Insgesamt sollte man für diese Übung ca. 30-45 Minuten einplanen.
Abschlussübungen, um zu reflektieren
Brief an mich
Auch hier handelt es sich um einen Klassiker der Abschlussübungen: JedeR TeilnehmerIn bekommt einen Stift, ein Blatt Papier und ein Kuvert. Anschließend werden sie mit folgernder Aufforderung in die Übung geschickt: ‚Sucht euch (einzeln) einen ruhigen gemütlichen Ort und verfasst einen Brief an euer ICH in einigen Monaten. Was wollt ihr bis dahin getan haben? Was habt ihr euch in diesem Seminar vorgenommen? Was wollt ihr ausprobiert haben? Wohin wollt ihr euch entwickelt haben? Gebt den Brief anschließend in das Kuvert, klebt es zu und beschriftet es mit eurer Adresse. Ich/Wir werde(n) euch den Brief dann in einigen Monaten per Post zusenden.‘
Stimmungsbarometer
Ein Stimmungsbarometer kann zu unterschiedlichen Zeitpunkten am Seminar verwendet werden – bewährt hat es sich auch, so ein Barometer bereits am Anfang einzuführen und die Veränderungen im Lauf des Seminars zu dokumentieren. Am Ende eines Seminars eignet es sich zur persönlichen und zur Gruppenreflexion – je nachdem, wie es angelegt wird. Die einfachste Variante ist ein horizontaler Pfeil, der den zeitlichen Verlauf des Seminars abbildet und einem vertikalen Pfeil, der die Stimmung abbildet (je höher, desto besser fühlt man sich) und an dem die TeilnehmerInnen markieren, wie sie sich zu unterschiedlichen Zeitpunkten am Seminar gefühlt haben. Hier kann jedeR sein eigenes Barometer haben oder aber es gibt ein großes Gruppenbarometer, in das sich jedeR mit dem eigenen Namen oder mit einem Symbol einträgt.
Eine weitere Möglichkeit ist es, einen großen Kreis auf ein Plakat zu zeichnen, den Kreismittelpunkt zu markieren und eine Linie von oben zum Mittelpunkt zu ziehen (siehe Abb. 1). Anschließend zeichnet man zwei (verschiedenfärbige) Pfeile ein – einen von oben zur Mitte und einen nach rechts. JedeR TeilnehmerIn sucht sich ein Symbol aus und zeichnet es auf ein Stück Papier (ca. 5×5 cm groß). Die Aufgabe kann nun lauten: ‚Legt euer Symbol dorthin, wo ihr euch gerade befindet – je weiter in Richtung Kreismitte, desto stärker fühlt ihr euch der Gruppe zugehörig, je weiter fortgeschritten auf der ‚Uhr‘, desto besser fühlt ihr euch euren Aufgaben gewachsen.‘
So fragt man sehr einfach zwei Dinge gleichzeitig ab und hat einen guten Überblick darüber, wo sich die Gruppe und die einzelnen TeilnehmerInnen gerade befinden.
Wenn man die TeilnehmerInnen nach jeder Einheit (oder nach jedem Halbtag) anweist, das Symbol neu zu positionieren – und das jeweils neue Bild fotografiert, hat man am Ende des Seminars eine tolle Möglichkeit, das Seminar und die Stimmung mittels Beamer revuepassieren zu lassen.
Abb. 1: rundes Stimmungsbarometer
Man zeichnet auf ein Plakat einen großen Rucksack und auf ein Plakat eine große Mülltonne. In den Rucksack können die TeilnehmerInnen nun alles schreiben, was sie auf diesem Seminar hilfreich fanden und was sie gerne mit nach Hause nehmen möchten. In die Mülltonne schreiben sie alles, was sie lieber zurücklassen möchten und was für sie nicht hilfreich, sondern eher hinderlich war.
Variante: Statt eine Mülltonne aufzuzeichnen kann man auch eine echte Mülltonne bzw. einen Mülleimer verwenden und die TeilnehmerInnen schreiben alles auf Moderations-kärtchen. Die positiven kommen auf die Flipchart mit dem Rucksack, die negativen werden gleich entsorgt.
Seminar-„Weg“
Man stellt das Seminar als „Weg“ im Seminarraum nach – beispielsweise legt man mit Hilfe der erarbeiteten Flipcharts oder mit Stichwörtern, die bestimmte Einheiten/Situationen repräsentieren, einen Weg auf den Boden oder hängt ihn an der Wand entlang auf. So bekommen die TeilnehmerInnen noch einmal die Möglichkeit das Seminar im Schnelldurchlauf zu durchleben und sich einzelne Situationen in Erinnerung zu rufen. Diese Übung eignet sich sehr gut um eine Einzelreflexionsübung (wie z.B. den Brief an sich selbst) einzuleiten. Oft wird den TeilnehmerInnen durch diese Übung erst so richtig bewusst, wie viel sie am Seminar erarbeitet haben und wie viel sich im Verlauf des Seminars für sie persönlich getan hat.
Sehr nett ist es auch, wenn man den Weg mit Fotos bestücken kann, die man im Laufe des Seminars gemacht und ausgedruckt hat.
Phantasie-Reise durch das Seminar
Auch ein ewiger Klassiker ist die Phantasie-Reise durch das Seminar. Dafür setzen sich die TeilnehmerInnen bequem hin und schließen die Augen. Die Trainerin/der Trainer lässt nun das Seminar Revue passieren, indem sie/er die TeilnehmerInnen daran erinnert, wie es war, als alle angekommen sind, wie sie sich vielleicht kennengelernt haben, welche Übungen gemacht wurden, welche schwierigen/lustigen/interessanten Situationen oder Diskussionen es gab, usw.
Auch diese Übung eignet sich sehr gut als Einleitung zu einer Einzelreflexion.
Abschluss mit Bildimpulskarten
Natürlich ist es auch möglich, Bildimpulskarten für eine Abschlussübung zu verwenden – entweder für Feedback (siehe dazu Anwendungen für Bildimpulskarten) oder auch zur Reflexion: JedeR sucht sich eine Karte aus, die das Seminar für sie/ihn am besten repräsentiert.
Querverweise
2 Antwort auf “Seminar-Abschluss”
Kuerzinger
Tolles Material. Danke!
sandra
Sehr guter verständlicher Beitrag, habe ein paar wichtige Informationen erhalten, danke.