Open Space

Harrison Owen

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Ziel

Die TeilnehmerInnen verstehen das Konzept Open Space und können zukünftig Open Space Veranstaltungen organisieren.

 

Kontext

  • Großgruppen Veranstaltungen

 

Theoretischer Hintergrund

(basierend auf Ruth Seliger (2011): Einführung in Großgruppen-Methoden S. 93 – 105)
Open Space ist eine extrem offene, minimalistische Konferenzform. Das Grundkonzept besagt:

„Bring Menschen in einem Kreis zusammen, und lass sie an einem Thema arbeiten, das sie wirklich bewegt.“ [Seliger 2011]

 

Vier Grundsätze

Owen hat vier Grundsätze für eine Open Space Veranstaltung definiert. Diese sollten zu Beginn mit den TeilnehmerInnen besprochen werden und während der ganzen Veranstaltung gut platziert sichtbar sein.

„Es beginnt, wenn es beginnt / wenn die Zeit reif ist.

Kreativität und geistige Energien lassen sich nicht erzwingen, nicht ein- oder ausschalten. Wenn die Zeit reif ist, fließt alles von alleine.

Wer immer kommt, es sind die richtigen Leute.

Den Teilnehmern wird empfohlen, nicht auf bestimmte Personen des Kreises zu warten, sondern davon auszugehen, dass diejenigen, die gekommen sind, auch Interesse und Energie für das Thema mitbringen. Auch wenn niemand kommt, ist es gut. Es ist eine Gelegenheit, in Ruhe über das entsprechende Thema nachzudenken.

Was immer geschieht, es ist das Einzige, was geschehen kann.

Dieser Grundsatz sagt den Teilnehmern, dass sie sich auf den gemeinsamen Prozess einlassen sollen. Die Dinge entwickeln sich auch ohne Kontrolle.

Wenn es vorbei ist, ist es vorbei.

Wenn die Luft raus ist, wenn die Lösung da ist, sollte man einfach aufhören. Umgekehrt, wenn es nicht vorbei ist, ist es nicht vorbei. Dann braucht das Thema mehr Zeit. Dann könnte ein neuer Workshop gebildet werden.“ [Seliger 2011]

 

Das Gesetz der zwei Füße

Neben den vier Grundsätzen gibt es nur ein Gesetz. Das Gesetz der zwei Füße. Dieses besagt, dass man jederzeit eine Arbeitsgruppe verlassen darf in dem man aufsteht und mit Hilfe seiner zwei Füße den Raum verlässt. Man ist für den persönlichen Output der Konferenz selbst verantwortlich. Deswegen macht es nach Owen keinen Sinn unnötig Zeit abzusitzen.

 

Hummeln und Schmetterlinge

Dank des Gesetzes der zwei Füße wird niemand dazu gezwungen in einer bestimmten Arbeitsgruppe zu sein. Owen hat sich zwei Extremfälle besonders angesehen. Die Hummeln und die Schmetterlinge.

Hummeln sind jene Personen, die sich keiner Arbeitsgruppe dauerhaft anschließen, sondern sich die Freiheit nehmen, von Gruppe zu Gruppe zu schwirren um einzelne Arbeitsgruppen zu befruchten und zu bereichern.

Schmetterlinge sind jene Teilnehmer, die an gar keiner Gruppe teilnehmen und lieber irgendwo herumsitzen.“ [Seliger 2011]

Beide Rollen sind wichtig. Als LeiterIn der Veranstaltung ist man versucht, Schmetterlinge zu kritisieren. Jedoch tun sie laut Owen gerade durch ihr nichts tun sehr viel, da sie Oasen der Ruhe erschaffen.

 

Beginn

Zu Beginn der Veranstaltung sitzen alle TeilnehmerInnen in einem großen Kreis. Sind die räumlichen Gegebenheiten so, dass sich ein Kreis nicht ausgeht, so werden mehrere konzentrische Kreise aufgestellt.

In der Mitte liegen große (z.B. DIN A3) Blätter Papier und Stifte. Am Rande steht ein großer leerer Zeitplan für alle Räume.

Nach einer kurzen Eröffnungsrede erhalten die TeilnehmerInnen die Möglichkeit ihre Themen zu benennen. Dazu treten sie in die Mitte des Kreises, benennen das Thema, schreiben es groß auf ein Blatt Papier, fügen den eigenen Namen hinzu und befestigen es auf der großen Zeittafel. Sie verpflichten sich dadurch dazu, später eine Arbeitsgruppe zu eben diesem Thema zu leiten und am Ende die Resultate zu verschriftlichen.

 

Marktplatz

Sobald es niemanden mehr gibt die oder der eine Arbeitsgruppe vorschlägt und damit das Programm fixiert ist, beginnt der Marktplatz. Alle TeilnehmerInnen entscheiden sich für einzelne Einheiten und planen damit ihre persönliche Konferenz.

 

Arbeitsgruppen

Je nach Länge der Konferenz gibt es nun eine oder mehrere Arbeitsgruppenphasen. Jede Arbeitsgruppe hat einen eigenen (kleinen) Raum mit Sesselkreis, Flipchart, Stiften und etwaigen sonstigen benötigten Material (Computer, Beamer, …)

 

Ergebnissicherung

Die InitiatorInnen der einzelnen Arbeitsgruppen sichern die Ergebnisse, inklusive der Namen aller Beteiligten, möglichst rasch nach Abschluss einer Einheit und machen diese allen zugänglich. Das kann je nach Konferenzform klassisch an einer Anschlagtafel oder elektronisch erfolgen.

 

Morgen- oder Abendrunden

Geht eine Konferenz über mehr als einen Tag, so sollten am Abend oder am Morgen Berichte über die Ergebnisse / Fortschritte aus den Arbeitsgruppen im großen Plenum erfolgen.

 

Weitere Arbeitsgruppen

Nach einer Morgen- oder Abendrunde folgt ein gemeinsames „Lesen, Gewichten, Zusammenführen (Clustern) der Ergebnisse und die Planung von Schritten, Maßnahmen etc. in neuen Arbeitsgruppen.“

 

Abschluss

Zum Abschluss der Konferenz hat sich ein Abschlussritual, welches alle TeilnehmerInnen einbindet, sehr bewährt (Seliger schlägt z.B. einen talking-stick vor).

 

Praktische Umsetzung

Der theoretische Hintergrund einer Open Space Veranstaltung ist rasch erklärt. Um die TeilnehmerInnen jedoch dazu zu befähigen, selbst erfolgreiche Open Space Veranstaltungen organisieren zu können, sollte noch auf einige weitere Punkte eingegangen werden.

 

Die Präsenz der Moderation

Wie eine klassische Konferenz braucht auch eine Open Space Konferenz eine Moderation die durch die Veranstaltung führt. Im Fall des Open Space fallen ihre Aufgaben jedoch etwas anders aus.

Die Rolle der Moderation erstreckt sich zunächst auf den Beginn und die Moderation von etwaigen Morgen- oder Abendrunden. Die Aufgabe ist klar definiert und klingt sehr einfach. Gerade als jemand, der noch nicht viel Erfahrung mit dieser oder ähnlichen Methoden hat, sollte man die Energie / Kraft nicht unterschätzen, der man in der Mitte des Kreises ausgesetzt ist. Insbesondere in der Zeit, in der es noch keine Vorschläge für Arbeitsgruppen gibt. Eine mentale Vorbereitung ist für eine gelungene Durchführung daher essentiell.

Eine wichtige Rolle nimmt die Moderation aber auch während der restlichen Zeit ein. Ihre Aufgabe ist es, den offenen Raum zu sichern. Owen tut dies laut Seliger durch seine Präsenz in dem er „herumgeht, Gläser wegräumt, mit einigen Menschen plaudert. Er ist einfach da und mit ihm der offene Raum“ [Seliger 2011].

 

Möglichkeiten der Ergebnissicherung

Die klassische Variante der Ergebnissicherung sind Protokolle auf einer Anschlagtafel welche am Ende zu einem Konferenzband zusammengefügt werden und an die TeilnehmerInnen zum Abschluss gedruckt verteilt werden.

Durch das Internet und die neuen Medien bieten sich zahlreiche Variationen an. Je nach Kontext der TeilnehmerInnen kann eine Diskussion zu diesen Alternativen und etwaigen Erfahrungen mit ihnen sehr spannend sein.

 

Voraussetzungen für einen Open Space

Nicht für jede Konferenz, für jede Veranstaltung ist ein Open Space das Mittel der Wahl. Owen selbst nennt vier zentrale Punkte als Voraussetzung für einen gelungenen Open Space:

  • „Ein hohes Maß an Komplexität im Hinblick auf die zu behandelnden Themen
  • ein hohes Maß an Vielfalt im Hinblick auf Menschen, die diese Themen bearbeiten sollen
  • zahlreiche (konkrete oder mögliche) Konflikte
  • eine Entscheidung, die spätestens gestern fällig war“ [Owen 2001]

Werden im Seminar noch weitere Methoden für Großgruppen besprochen, macht es Sinn, auch Abgrenzungen zu diesen zu besprechen.

 

Kommentar

Die gesamte Methode ist darauf ausgelegt, dass (nur) jene Themen behandelt werden, welche mit Energie und Leben erfüllt werden können. Dies beginnt bereits bei der Entstehung einer Arbeitsgruppe indem der Leiter / die Leiterin die Hürde überspringen muss, sich in die Mitte des Kreises zu stellen und das Thema laut benennt. Der Unterschied zwischen einer guten und einer sehr guten Open Space Konferenz besteht oft darin, ob diese Energie zu Beginn in hohem Maße aufgebaut wird und anschließend über die ganze Konferenz aufrechterhalten werden kann. Abkürzungen gerade zu Beginn einer Open Space Veranstaltung sollten daher, wenn möglich, vermieden werden. Auch sollte möglichst das gesamte räumliche Umfeld sich in das Thema offener Raum einfügen können, in dem zum Beispiel ausreichend Bereiche für Schmetterlinge oder Gespräche abseits von Arbeitsgruppen zur Verfügung stehen.

 

Richtiger Zeitpunkt/Voraussetzungen

Diese Methode hat keine speziellen Voraussetzungen. Es ist hilfreich aber nicht notwendig, wenn die TeilnehmerInnen einen Open Space schon einmal erlebt haben.

 

Querverweise

  • World Café
  • Zukunftskonferenz
  • Real-Time-Strategic-Change-Konferenzen (RTSC)
  • Appreciative Inquiry Summit (AI)

 

Weiterführende Literatur

Die Originale von Owen

 

 

 

Sehr gute Zusammenfassung

 

Beispiel-Training (60 Minuten)

Zeit Beschreibung Material
20’ Erläuterung des Konzeptes

Flipchart zur Visualisierung

20’ Diskussion mit den TeilnehmerInnen über die in der praktischen Einführung genannten Punkte

Flipchart zur Visualisierung

20’ Anspielen der Eröffnung einer Open Space Konferenz

A3-Papier, Stifte,
(Pinn-)wände

 

Du kennst weitere Theorien und Modelle zu diesem Thema oder hast gute Ideen, wie man dieses Modell ins Training einbauen kann?

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