Führungsstile

Max Weber / Kurt Lewin

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Ziel

Die TeilnehmerInnen erkennen, dass Führung nicht nur ‚vorgesetzt sein‘ heißt, sondern dass damit alle möglichen Verantwortungen und Aufgaben einhergehen. Um damit umgehen zu können, kann man eine Reihe von Führungsstilen anwenden – diese sollen die TeilnehmerInnen kennen und unterscheiden lernen.

 

Kontext

 

Theorie

(basierend auf Weber, Max (1922): Wirtschaft und Gesellschaft und Lück, Helmut (2001): Kurt Lewin. Eine Einführung in sein Werk)

Klassisch werden sechs Führungsstile unterschieden. Drei davon gehen auf Max Weber (1864-1920) zurück, der sie ‚idealtypische Herrschaftsformen‘ nannte. Diese Formen der Führung bezeichnen die Legitimierung einer Führungsperson:

  1. Charismatischer Führungsstil: hängt allein von der starken persönlichen Ausstrahlung der Führungskraft ab
  2. Autokratischer/patriarchalischer Führungsstil: ist streng hierarchisch und verlangt unbedingten Gehorsam und Disziplin
  3. Bürokratischer Führungsstil: wird durch Regeln und Vorschriften autorisiert, ist nicht an eine bestimmte Person gebunden

Drei weitere werden Kurt Lewin (1890-1947) zugeschrieben. Bei diesen geht es eher um die Art der Führung und den Umgang mit den MitarbeiterInnen:

  1. Autoritärer Führungsstil: die/der Vorgesetzte entscheidet, die MitarbeiterInnen führen aus
  2. Kooperativer Führungsstil: MitarbeiterInnen werden in den Entscheidungsprozess mit einbezogen
  3. Laissez-Faire Führungsstil: MitarbeiterInnen haben die volle Freiheit und treffen die Entscheidungen selbst bzw. in der Gruppe

 

Praktische Einführung

Eine Gruppe oder ein Team zu führen hängt mit mehr Aufgaben zusammen, als man auf den ersten Blick meinen könnte. So kann es zum Beispiel dazugehören, sich um das Wohlergehen der MitarbeiterInnen zu kümmern, zu schlichten, wenn es Konflikte gibt, für Motivation zu sorgen oder AnsprechpartnerIn für Anliegen seitens der MitarbeiterInnen zu sein. Die Art und Weise, wie man eine Gruppe führt, kann sehr unterschiedlich gestaltet werden. Klassisch kennt man sechs verschiedene Führungsstile, die, jede für sich, einen reinen Idealtypus darstellen – in der Praxis werden sie in Reinform kaum vorkommen. Schon eher wird es der Fall sein, dass einer oder mehrere dieser Stile als Mischform verwendet werden.

 

Die ersten drei Führungsstile gehen auf Max Weber (1864-1920) zurück und sind eher als Legitimationsgründe zu sehen, warum sich Menschen von einer bestimmten Person führen lassen:

 

  1. Charismatischer Führungsstil: Die Person, die die Führung inne hat, hat eine sehr starke persönliche Ausstrahlung und wird von der Gruppe als Führungsperson angenommen, weil sie Sicherheit und Zuversicht ausstrahlt und weil man ihr ganz einfach zutraut, allen Aufgaben gewachsen zu sein, die so eine Führungsrolle mit sich bringt. Derartige Führungspersonen sind vor allem dann gefragt, wenn es eine Krise oder Probleme gibt.
  2. Autokratischer/patriarchaler Führungsstil: Die Führungsperson hat die alleinige Entscheidungsgewalt inne, die MitarbeiterInnen führen aus. Das System beruht auf unbedingtem Gehorsam und Disziplin der Beteiligten. Dieser Führungsstil kann nur dann funktionieren, wenn die Führungsperson alle Informationen hat, um die jeweiligen Entscheidungen treffen zu können. Sobald es etwas differenzierter bzw. spezialisierter wird, ist diese Form der Führung zum Scheitern verurteilt.
  3. Bürokratischer Führungsstil: Es gibt eine eindeutige Hierarchie und eine sehr genaue ‚Stellenbeschreibung‘ für die Führungsposition. Die Person, die diese Funktion innehat, ist jederzeit austauschbar. Weber nannte diese Form der Führung auch ‚legale Herrschaft‘, da sie nach ganz bestimmten, objektive Kriterien eingesetzt und legitimiert wird – wer bestimmte, vorher festgelegte Kriterien erfüllt, kommt als Führungsperson in Frage.

Die nächsten drei Führungsstile gehen auf Kurt Lewin (1890-1947) zurück, dem Begründer der modernen Sozialpsychologie. Diese Stile beschreiben die Art der Führung:

  1. Autoritärer Führungsstil: Es gibt eine klare Trennung zwischen Entscheidung, Kontrolle (macht beides die/der Vorgesetzte) und Ausführung (machen die MitarbeiterInnen). Die Folge ist ein distanziertes Verhältnis zwischen den Vorgesetzten und den MitarbeiterInnen. Durch diese Art zu führen ist zwar für schnelle Entscheidungen gesorgt, allerdings werden die MitarbeiterInnen schnell demotiviert und die Führungsperson kann schnell überfordert werden.
  2. Kooperativer Führungsstil: Die MitarbeiterInnen werden in den Entscheidungsprozess einbezogen und Delegation ist möglich. Dadurch wird die Motivation unter den MitarbeiterInnen gefördert und sie fühlen sich eher dazu berufen die Initiative zu ergreifen. Außerdem wird die Führungskraft entlastet. Allerdings kann es passieren, dass es schwer oder gar nicht zu einer eindeutigen Entscheidung kommt.
  3. Laissez-Faire Führungsstil:  Wie der Name schon sagt (Laissez-faire ist Französisch und steht für ‚machen lassen‘) haben die MitarbeiterInnen die volle Freiheit und sind auch selbst für die Kontrolle verantwortlich. Das kann einerseits sehr motivierend wirken, da die MitarbeiterInnen die Chance bekommen ihre individuellen Stärken einzusetzen, andererseits besteht die Gefahr von Desorientierung und Überforderung, da nicht jede Mitarbeiterin/jeder Mitarbeiter mit dem großen Maß an Freiheit umgehen kann.

 

Kommentar

Wichtig zu betonen ist bei dieser Theorie, dass die Führungsstile üblicherweise nicht in Reinform, sondern eher in Mischform vorkommen. Zusätzlich: Während man bei den Führungsstilen nach Weber eher keine Wahl hat (weil es dort ja darum geht, wie sich meine Führung legitimiert) ist es bei den Stilen nach Lewin so, dass man sich als Führungskraft meist entscheiden kann, wie man mit den MitarbeiterInnen umgeht.

Zur Verwendung im Seminar reicht es üblicherweise, wenn man sich mit den drei Führungsstilen nach Lewin beschäftigt.

 

Richtiger Zeitpunkt/Voraussetzungen

Es gibt keine inhaltlichen Voraussetzungen. Verständlicher wird die Thematik allerdings, wenn zumindest einige der TeilnehmerInnen bereits etwas Führungserfahrung haben.

 

Querverweise

 

Weiterführende Literatur

Kapitel III: die Typen der Herrschaft

 

 

Beispiel-Training (60 Minuten)

Zeit Beschreibung Material
5‘ kurze Erklärung der Führungsstile Flipchart oder Beamer
30‘ Kleingruppen: Diskussion und Sammeln von Vor- und Nachteilen der einzelnen Führungsstile (sowohl für die Führungsperson als auch für die MitarbeiterInnen) Flipchartpapier, Stifte
25‘ Präsentation und gemeinsame Diskussion (evt. mehr Zeit einplanen – je nach Gruppengröße und Diskussionsfreude)  

 

Eine Antwort auf “Führungsstile”

  1. Marie

    Ein super toller Artikel um sich einen ersten Überblick über die diversen Führungsstile zu verschaffen. Danke!

    Antworten

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