ABC-Analyse

H. Ford Dickie

(als pdf herunterladen)

Ziel

Die TeilnehmerInnen lernen ein Analyseinstrument kennen, durch das sie den Fokus bei Entscheidungen auf jene Bereiche lenken können, die eine große (wirtschaftliche) Bedeutung haben.

Die ABC-Analyse ist eng mit dem Pareto-Prinzip verwandt, welches besagt, dass 20% aller Aufwendungen verantwortlich für 80% des Effekts sind, und wird vor allem in den Wirtschaftswissenschaften eingesetzt. Sie kann auch sehr gut als anschauliches, praxisnahes Beispiel für die Pareto-Verteilung dienen.

 

Kontext

 

Theorie

(basierend auf H. Ford Dickie (1951): ABC Inventory Analysis Shoots for Dollars, not Pennies)

 

Die ABC-Analyse wurde von H. Ford Dickie (Manager bei General Electric) im Jahr 1951 entwickelt. Als Grundlage diente ihm das Pareto-Prinzip. Durch sie soll das Problem, bei vielen Daten den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr zu sehen, vermieden werden.

 

Alle Objekte (z.B. KundInnen, Waren, Tätigkeiten) werden erfasst, nach ihrem Wert absteigend sortiert und anschließend auf drei Klassen aufgeteilt.

  • Klasse A – hoher Wertanteil, große Bedeutung in den weiteren Analysen
  • Klasse B – mittlerer Wertanteil, durchschnittliche Bedeutung
  • Klasse C – geringer Wertanteil, geringe Bedeutung

 

Wo genau die Grenze zwischen A und B sowie zwischen B und C liegt, muss im Einzelfall entschieden werden. Dickie bringt Beispiele aus Abteilungen von General Electric. So sind in der Abteilung „Switchgear“ 18% der Objekte für 85% der Kosten verantwortlich. Die Abteilung „Aeronautic & Ordnance Systems“ fand heraus, dass 3% der Objekt 92% der Kosten verursachen. Angelehnt an Pareto schlagen wir folgende beispielhafte Einteilung vor:

  • Klasse A – Objekte, die in Summe 80 % Wertanteil haben.
  • Klasse B – Objekte, die in Summe 16 %  Wertanteil haben.
  • Klasse C – Objekte, die in Summe 4 %  Wertanteil haben.

 

Abb. 1: Wert-/Zeitanteil der Objekte/Tätigkeiten in Prozent

 

Abb. 2: Anteil an der Gesamtmenge in Prozent

 

Es zeigt sich, dass eine sehr geringe Anzahl von Objekten in Klasse A liegt und eine sehr hohe Anzahl in Klasse C.

Im Zeitmanagement sind teure Tätigkeiten jene die viel Zeit beanspruchen, billige Tätigkeiten, jene die kaum Zeit benötigen.

 

Praktische Einführung

Zu Beginn zeichnet man den kumulierten Anteil am Umsatz der einzelnen KundInnen in ein Diagramm.

Abb. 3: Anteil der einzelnen Kunden

Alternativ kann man die Achsen auch mit Zeit (Anteil am Umsatz) und Tätigkeiten (Anteil an Kunden) beschriften. Die Grafik gibt anschließend Aufschluss darüber wie viel Prozent der Tätigkeiten wie viel Prozent der Zeit benötigen.

 

Hebt man nun, die ersten 20% farblich hervor, erkennt man die Pareto Verteilung. Es leuchtet den TeilnehmerInnen sehr leicht ein, dass es für jedes Unternehmen Sinn macht, sich um diese 20% besonders zu kümmern.

 

Die ABC-Analyse wird nun durch Teilung der 20% in 4 und 16 Prozentpunkte eingeführt.

H. Ford Dickie hat 1951 als Manager für General Electric erkannt, dass es für ein Unternehmen besonders wichtig ist, im Wareneinkauf sich um jene Produkte sehr intensiv zu kümmern, welche die meisten Kosten verursachen. Das gleiche gilt für die absoluten Top Kunden beziehungsweise im Zeitmanagement für jene Tätigkeiten die den meisten Output (Einkommen/Gewinn/Umsatz/Beitrag zur Zielerreichung) erzielen.

Umgekehrt hat er erkannt, dass es relativ egal ist, ob der Beschaffungsvorgang für Produkte in Kategorie C optimiert ist oder ob man einen Kunden in der Kategorie C verliert. Im Zeitmanagement sollte man Aufgaben der Kategorie C entweder ganz einstellen, sie delegieren oder, wenn nicht anders möglich, sie so schnell wie möglich abarbeiten.

Gleichzeitig gibt es die Kategorie B wo eine Optimierung sich immer noch auszahlt, aber erst nachdem alles in Kategorie A optimiert wurde.

Er verschärfte Pareto daher insofern, als dass er die Theorie doppelt anwendete. Dadurch kann man sich zunächst auf das absolut Wichtigste fokussieren.

 

Kommentar

TeilnehmerInnen mit wirtschaftswissenschaftlichem Background ist die ABC-Analyse oft ein Begriff. Sie zu streifen, erleichtert es daher, ihnen das dahinter liegende Pareto-Prinzip näher zu bringen und auf andere Bereiche in ihrem Leben umzulegen.

 

Es ist wichtig, den TeilnehmerInnen klar zu machen, dass die genauen Prozentzahlen von Einsatz zu Einsatz variieren. Zeichnet man die Grafik, kann man meist recht gut erkennen, wo die Kurve sich abflacht.

 

Richtiger Zeitpunkt/Voraussetzungen

Als Vorbereitung bietet sich das Pareto-Prinzip an.

Für ein praktisches Üben ist es hilfreich, wenn die TeilnehmerInnen auf konkrete Zahlen ihres Unternehmens/ihrer Organisation (Prozessoptimierung) oder im Idealfall auf möglichst genaue Aufzeichnungen, womit sie ihre Zeit verbringen (Zeitmanagement), zugreifen können. Alternativ kann natürlich mit (fiktiven) Beispielen gearbeitet werden.

 

Querverweise

 

Weiterführende Literatur

  • Dickie, H. Ford (1951): ABC Inventory Analysis Shoots for Dollars, not Pennies. In: Factory Management and Maintenance 6(1951)109, pp. 92–94

 

Beispiel-Training (75 Minuten)

Zeit Beschreibung Material
20’ Vorstellung der Theorie Flipchart oder Beamer
30’ In Kleingruppen anhand von konkreten Zahlen aus der Organisation / dem Unternehmen eine ABC-Analyse durchführen. Zettel, Stifte, Zahlenmaterial
25‘ Vorstellung der Ausarbeitungen inkl. Ergänzungen

 

Du kennst weitere Theorien und Modelle zu diesem Thema oder hast gute Ideen, wie man dieses Modell ins Training einbauen kann?

Hinterlasse hier einen Kommentar zu deinen persönlichen Erfahrungen und Ideen und hilf so anderen Trainerinnen und Trainern dabei, den Beitrag optimal zu nutzen!